Bildung stellt in heutigen Gesellschaften eine zentrale Dimension sozialer Ungleichheit dar. Erstens erreichen nicht alle Gruppen der Bevölkerung in gleichem Maße Zugang zu Bildung, was sowohl mit einer unterschiedlichen Ausstattung mit Ressourcen als auch mit unterschiedlichen Bildungsentscheidungen erklärt werden kann. Bildungsergebnisse entscheiden zweitens über Arbeitslosigkeitsrisiken, Positionen und Löhne im Erwerbsleben, sie werden aber nicht bei allen sozialen Gruppen gleichermaßen honoriert. Bildung ist drittens systematisch mit bestimmten Verhaltensweisen im Erwachsenenalter beispielsweise im Bereich von Gesundheit, sozialer Teilhabe und abweichendem Verhalten gekoppelt und verstärkt auch dadurch Ungleichheitslagen. Und viertens wird soziale Ungleichheit über Generationen hinweg reproduziert, etwa wenn bestimmte Erwerbsentscheidungen von Eltern sich auch auf die Bildungsentscheidungen für ihre Kinder auswirken.
Die Abteilung Bildungsentscheidungen und -prozesse, Migration, Bildungsrenditen versammelt Projekte, die sich systematisch mit Bildungsentscheidungen, deren Auswirkungen auf Bildungsprozesse und den individuellen Erträgen von Bildung im späteren Lebensverlauf beschäftigen. Besonders interessiert uns dabei die Rolle der zentralen Linien, entlang derer sich soziale Ungleichheiten in Bildungszugängen, ihren Ergebnissen und ihrer Verwertung manifestieren: soziale Herkunft, Migrationshintergrund und Geschlecht. Außerdem nehmen wir strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen in den Blick, die Ungleichheiten kanalisieren, verstärken oder abschwächen können. Strukturelle Rahmenbedingungen wie regionale Infrastruktur, demographische Lage oder Konjunktur beschränken oder eröffnen Opportunitäten, Institutionen wie Schulsystem, Familienpolitik oder Wohlfahrtsstaat setzen bestimmte Anreize für die Entscheidungen von Akteuren.
Die Projekte in der Abteilung entwickeln Instrumente für das Nationale Bildungspanel (NEPS), mit denen sich diese Themen analysieren lassen; sie sammeln zusätzliche Daten, die bestimmte Aspekte genauer in den Blick nehmen, und sie betreiben selbst empirische Forschung auf Basis dieser Längsschnittdaten, um die Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit in Bildungsentscheidungen, -prozessen und -erträgen theoriegeleitet zu überprüfen. Diese Projekte sind vier Arbeitsbereichen zugeordnet: