Zum Abschluss des Projekts ReGES wurden Analysen verschiedener Forscherinnen und Forscher in einem Transferbericht zusammengefasst und auf einer Abschlusskonferenz vorgestellt. Im Folgenden werden einige der dort dargestellten Ergebnisse beispielhaft vorgestellt.
Geflüchtete Kinder deutlich seltener in Kindertageseinrichtungen betreut
Im Rahmen der Studie wurden 2.405 Kinder im Alter von mindestens vier Jahren, die zum ersten Befragungszeitpunkt noch nicht eingeschult waren, und ihre Eltern befragt. 79,2 % der Kinder besuchten eine Kindertageseinrichtung. Die Besuchsquote der untersuchten Geflüchteten bleibt damit deutlich hinter der anderer Gruppen Gleichaltriger zurück. Dabei wird der Besuch einer Kindertageseinrichtung gerade für Kinder mit Fluchthintergrund als sinnvoll und wichtig erachtet. Die Familien, deren Kinder keine Kindertageseinrichtung besuchten, gaben als Grund hierfür am häufigsten an, dass kein Betreuungsplatz verfügbar war. Die Problemlage von Geflüchteten geht aber darüber hinaus, da etwa einige Eltern hier von fehlenden Informationen berichten.
94,1 % der befragten Erzieherinnen und Erzieher bewerten die Integration der Kinder mit Fluchthintergrund in ihrer Einrichtung als gelungen. Allerdings bedeutet dies auch, dass damit 5,9 % nicht von einer gelingenden Integration berichten.
Deutsche Sprache als Schlüsselkompetenz
Im Rahmen der Studie wurden 2.415 geflüchtete Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren dazu befragt, wie sie ihre sprachlichen Fähigkeiten im Allgemeinen (Verstehen, Sprechen, Lesen, Schreiben) und mit Bezug auf spezielle Anwendungsfälle einschätzen. Die erhobenen Daten weisen auf deutliche Kompetenzunterschiede in Alltags- und Bildungssprache hin.
Während die befragten Jugendlichen ihre Fähigkeiten im Allgemeinen häufig als „eher gut“ oder sogar „sehr gut“ einschätzen, zeigt die differenzierte Erhebung ein deutlich komplexeres Bild: So können 93,0 % jemanden begrüßen oder sich vorstellen, aber nur 41,1 % können den meisten Fernsehsendungen problemlos folgen. Und schließlich können nur 18,7 % Literatur und Sachbücher lesen und 15,2 % nach eigenen Angaben anspruchsvolle Texte schreiben.
Die Befunde zur Sprachkompetenz weisen sehr deutlich auf die Notwendigkeit von Sprachfördermaßnahmen hin.
Große Herausforderungen in den Schullaufbahnen geflüchteter Jugendlicher
Die befragten Jugendlichen gaben im Rahmen der Studie Auskunft zum Schulbesuch vor, während und nach ihrer Flucht. Die Daten zeigen unter anderem, dass die Schullaufbahn der befragten Jugendlichen aufgrund der Flucht und im Zuge des Ankommens in Deutschland durchschnittlich länger als ein Jahr unterbrochen war. Bei der anschließenden Beschulung in Deutschland verteilen sich die Jugendlichen auf alle betrachteten Schulformen. Allerdings werden Hauptschulen und verbundene Haupt- und Realschulen häufiger, Realschulen und Gymnasien hingegen seltener besucht als dies zu erwarten wäre, wenn man amtliche Daten aller Schülerinnen und Schüler der in ReGES berücksichtigten Bundesländer betrachtet. Außerdem erfolgte die Einschulung in Deutschland überdies häufig in niedrigeren – dem Alter der Jugendlichen nicht entsprechenden – Klassenstufen. Dies bedeutet, dass man mögliche Kumulationen der Risiken in den Bildungswegen geflüchteter Jugendlicher im Blick behalten muss.
Inzwischen konnten eine Reihe von weiteren Ergebnissen aus dem ReGES-Projekt veröffentlicht werden. Eine Übersicht über die Publikationen finden sie hier.
Verbesserte Datenlage über die Situation Geflüchteter im deutschen Bildungssystem
Im Rahmen von ReGES wurden geflüchtete Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien zu mehreren Zeitpunkten (= Erhebungswellen) befragt. Eltern und Jugendliche machten Angaben zu persönlichen und fluchtspezifischen Merkmalen sowie zu ihrem Leben und ihren Bildungserfahrungen in Deutschland. Die Geflüchteten hatten auch Gelegenheit, über Bildungsziele und Zukunftswünsche zu berichten. Auch Daten der pädagogischen Fachkräfte sowie der haupt- und ehrenamtlich in den Gemeinden und Gemeinschaftsunterkünften Tätigen wurden erhoben. So konnte die Studie ReGES eine reichhaltige Datenbasis über die Situation von geflüchteten Kindern und Jugendlichen im deutschen Bildungssystem schaffen.