„Growing Up in Europe“ heißt eine geplante Panelstudie, die sich mit dem Heranwachsen und dem Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Europa beschäftigt. Unter der Leitung von Gary Pollock (Manchester Metropolitan University) entwickeln dazu derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 13 europäischen Ländern die Forschungsinfrastruktur für die erste vergleichende Geburtskohortenerhebung Europas. Das auch unter dem Titel „EuroCohort“ bekannte Projekt will damit eine Lücke bei den europäischen Vergleichsstudien schließen. Mit dem „Generations and Gender Survey (GGS)“, der bei jungen Erwachsenen ansetzt, und SHARE, dem „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“, bei dem es um die Bevölkerung im Alter von 50+ Jahren geht, gibt es zwar bereits Studien, die einen Ländervergleich in Europa ermöglichen. Die Perspektive von Kindern und Jugendlichen blieb dort bisher aber noch unberücksichtigt.
Pollock gab im LIfBi spannende Einblicke in das Forschungsdesign und die Entwicklung der Befragungsinstrumente. Bei der Konzeption des Fragebogens sollen nicht nur bestehende Studien und die Interessen von Wissenschaft und Politik berücksichtigt werden, sondern auch Eingaben von Kindern und Jugendlichen mit einfließen. Dieser kindzentrierte Ansatz spiegelt sich auch in der Auswahl der Befragten wider. Für die EuroCohort ist geplant, zunächst zwei Kohorten über einen Zeitraum von 25 Jahren zu begleiten. In der ersten Kohorte werden voraussichtlich ab 2022 Achtjährige und deren Eltern befragt, die zweite Kohorte begleitet ab 2024 Neugeborene im Alter von neun Monaten und deren Eltern. Die Stichprobengrößen liegen laut Pollock zu Beginn bei ca. 8.000 – 10.000 Befragten pro Land (bzw. 4.000 – 5.000 für kleinere Länder), um auch in späteren Erhebungswellen genügend Befragte zu halten.
Gary Pollock betonte in seinem Vortrag die Relevanz für die Bildungs- und Sozialpolitik in Europa: „Da bei EuroCohort zwei Erhebungen parallel stattfinden, wird es mit Beginn der Untersuchung möglich sein, Vergleiche von Geburtsjahrgängen durchzuführen.“ Damit lehnen sich die Planungen der im Rahmenprogramm „Horizont 2020“ von der EU geförderten Studie stark an das Multi-Kohorten-Sequenz-Design des Nationalen Bildungspanels (NEPS) an. Spannend bleibt, welche Anknüpfungspunkte und Kooperationsmöglichkeiten es darüber hinaus geben kann.