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5/28/2021

Angekommen? ReGES-Abschlusskonferenz präsentiert Befunde zur Integration Geflüchteter

Das Projekt „ReGES – Refugees in the German Educational System” begleitet mehr als 4.800 Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund auf ihrem Weg in und durch das deutsche Bildungssystem. Auf der Abschlusstagung des Projekts Ende Mai am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) wurden Befunde zu Gelingensbedingungen und Hemmnissen aus der mehrjährigen ReGES-Forschung und weiterer Studien aus dem Forschungskontext Bildung und Flucht vorgestellt. Die zweitägige Konferenz richtete sich nicht nur an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern in besonderem Maße auch an Vertreterinnen und Vertreter aus Bildungspolitik und -administration sowie an Praktikerinnen und Praktiker. Mit mehr als 200 Tagungsteilnehmenden wurde das Angebot zum Austausch zwischen Forschung und Praxis rege angenommen.

Projektleiterin Dr. Jutta von Maurice dankte im Rahmen der Konferenzeröffnung allen am Projekt Beteiligten, insbesondere dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Projektförderer. Sie betonte auch, dass eine Studie wie ReGES ohne die Unterstützung der Kultusministerien der an den Erhebungen beteiligten Länder sowie vielen haupt- und ehrenamtlich Tätigen in den 120 gezogenen Städten und Gemeinden niemals hätte verwirklicht werden können. Ihr besonderer Dank galt den geflüchteten Familien selbst, die dem ReGES-Team durch ihre Teilnahmebereitschaft in besonderer Weise ihr Vertrauen geschenkt haben.

LIfBi-Direktorin Prof. Dr. Cordula Artelt hob in ihrem Grußwort die Bedeutung hervor, die Studien wie ReGES als Ergänzung zu den Erhebungen des Nationalen Bildungspanels (NEPS) haben – nur so können Erkenntnisse über spezielle Bevölkerungsgruppen gewonnen werden, die im NEPS nicht ausreichend abgebildet werden können. Regierungsdirektorin Katrin Wery als Vertreterin des BMBF würdigte die Intensität, mit der ReGES ins Feld gegangen war und kündigte an, dass die Ergebnisse der Studie Eingang in den Nationalen Aktionsplan Integration der Bundesregierung finden werden.

Ausgewählte Ergebnisse des ReGES-Teams wurden im Transferbericht "LIfBi Forschung kompakt: Geflüchtete Kinder und Jugendliche im deutschen Bildungssystem – Zentrale Befunde der Studie ReGES“ von Dr. Jutta von Maurice und Dr. Gisela Will zusammengestellt, der am 21. Mai 2021 veröffentlicht wurde.

Thematisch am Bildungsverlauf orientiert, wurden in fünf Sessions mit jeweils vier Vorträgen sowie in sechs Posterpräsentationen Ergebnisse zu unterschiedlichen Aspekten vorgestellt, die bei der Integration Geflüchteter in das deutsche Bildungssystem zum Tragen kommen und auf ganz unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen beruhen. Begonnen bei der frühkindlichen und familiären Bildung, über Hindernisse und Gelingensbedingungen für schulische Integration sowie am Übergang von Schule in Berufsausbildung bis hin zum Thema Deutsch als Schlüsselkompetenz.

Hier finden Sie das  Programm sowie das Abstractbook zur ReGES-Konferenz

In zwei Keynote-Vorträgen wurde das Thema Integration in das deutsche Bildungssystem in größere und internationale Kontexte eingebettet. Prof. Dr. Claudia Diehl von der Universität Konstanz beleuchtete in ihrem Vortrag die Bedeutung der aktuellen Rassismus-Debatte für die Bildungsforschung. Sie sieht hier eine wachsende Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen Relevanz der Debatte um insbesondere strukturell bedingten Rassismus und den empirisch-analytischen Ansätzen der Bildungsforschung und stellte die Frage: Verlieren Bildungsforschende wichtige Aspekte aus dem Blick, indem sie einen zu eng gefassten Begriff von Rassismus voraussetzen?

Prof. Dr. Lori Wilkinson von der Universität Manitoba (Kanada) skizzierte in ihrer Keynote die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund in Kanada. Sie stellte den Flüchtlingszuzug in Kanada dabei in den größeren Kontext der internationalen Fluchtbewegungen und machte deutlich, dass die Schwierigkeiten, die ohnehin bei der Bildungsintegration von Geflüchteten auftreten, durch die Pandemie weiter verschärft werden und nannte hier beispielhaft geringe englische Sprachkenntnisse und fehlende Internetzugänge.

Bei der Abschlussdiskussion wurden dann noch einmal zentrale Punkte der beiden Konferenztage aufgegriffen. Im Fokus standen hier vor allem die Bedeutung von Deutschkenntnissen und der Einfluss sozialer Ressourcen. In breiten, die Grenzen zwischen Wissenschaft, Administration und Praxis aufhebenden Diskussionen wurde die große Bedeutung eines solchen Austausches und die Verwertbarkeit der an den beiden Konferenztagen vorgestellten Befunde auch für die Praxis hervorgehoben. Angemahnt wurde auch ein notwendiger Paradigmenwechsel bei der Integrationsdebatte: Statt über Defizite müsse zukünftig mehr und stärker über Gelingensbedingungen gesprochen werden. Die Ergebnisse der ReGES-Studie seien dabei ein herausragendes Beispiel für eine so gestaltete Bildungsforschung.

Die Tagung wurde mittels Graphic Recording begleitet. Diese grafische Dokumentation von Britta Mutzkeist hier zu finden.