Insgesamt lieferten die Studien, die innerhalb des Projekts durchgeführt wurden, vier wichtige Erkenntnisse:
Erstens konnten wir zeigen, dass es Anpassungsprozesse zwischen Berufsaspirationen (also den Berufswünschen), Bewerbungsverhalten und tatsächlich gewähltem Ausbildungsberuf gibt. Diese zeigen sich darin, dass Jugendliche nicht nur geschlechtstypische Wünsche in Bezug auf den Ausbildungsberuf äußern, sondern dass auch ursprünglich geschlechtsuntypische Aspirationen im Laufe des Bewerbungsprozesses häufig in geschlechtskonforme Bewerbungen und erste Ausbildungsplätze münden. Das ist vor allem bei jungen Frauen der Fall. Junge Frauen werden nach den Projektergebnissen auch stärker als Männer von den Berufsaspirationen ihrer Eltern beeinflusst, was sich ebenfalls in den Kompromissen zwischen ursprünglichen Aspirationen und dem tatsächlichem Ausbildungsberuf widerspiegelt.
Zweitens zeigen die Ergebnisse, dass ein Großteil der Jugendlichen Kompromisse bei der Ausbildungsplatzwahl eingeht, d.h. ihr Ausbildungsberuf entspricht nicht ihrer Berufsaspiration in der 9. Klasse. Durch Anreicherung der Daten mit Strukturinformationen zu den Ausbildungsberufen konnten wir die eingegangenen Kompromisse nun differenziert abbilden. Dabei zeigte sich, dass viele Jugendliche einen Ausbildungsberuf beginnen, der der Berufsaspiration sehr ähnlich ist. Auch bedeuten Kompromisse nicht immer nur Abstriche, sondern können auch mit Zugewinnen in Punkto Lohnhöhe, Prestige oder Karriereaussichten von Berufen einhergehen.
Drittens zeigt sich, dass die soziale Herkunft eine geringere Rolle spielt als angenommen. In unsere Studien fanden sich keine Belege dafür, dass die Art der Kompromisse von der sozialen Herkunft abhängt. Daraus lässt sich schließen, dass die soziale Herkunft wohl eher bei der Formung von Berufswünschen eine Rolle spielt als bei der späteren Anpassung dieser Wünsche an die Realitäten des Ausbildungsmarkts. Schulabschlüsse und Schulnoten beeinflussen das Kompromissverhalten hingegen deutlich.
Viertens haben Kompromisse zwischen Berufswunsch und Ausbildungsberuf Konsequenzen für den weiteren Ausbildungsverlauf der Jugendlichen, insbesondere mit Blick auf einen erfolgreichen Abschluss. So steigt das Risiko eines Ausbildungsabbruchs, wenn der Ausbildungsberuf geschlechtsuntypischer ist als der Wunschberuf und vor allem, wenn der Ausbildungsberuf nicht mit der Interessenstruktur des Ausbildungsberufs übereinstimmt. Keine Rolle spielt dagegen, ob der Ausbildungsberuf die Prestigeerwartungen erfüllt, die mit dem Berufswunsch verbunden waren.