Zur empirischen Analyse beider Fragestellungen wurde auf Basis der Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiographien (SIAB) und des Mikrozensus ein Berufspanel generiert, mit dem längerfristige Trends der beruflichen Geschlechtersegregation und deren Zusammenspiel mit anderen beruflichen Merkmalen nachgezeichnet werden konnten. Die Ergebnisse dieser Analysen wurden genutzt, um ungleichheitsrelevante Indikatoren der Berufsstruktur zu identifizieren. Diese wurden dann den NEPS-Daten der Startkohorte 6 zugespielt und untersucht, wie sich die beruflichen Merkmale in geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei nichtmonetären Arbeitsmarktergebnissen niederschlagen und wie sie das geschlechtsspezifische Lohngefälle beeinflussen.
1. Projektphase
In der ersten Projektphase haben wir zunächst die langfristige Entwicklung beruflicher Geschlechtersegregation in (West-)Deutschland seit Mitte der 1970er Jahre dargestellt und analysiert, wie der Frauenanteil in Berufen kausal mit anderen Berufsmerkmalen, z.B. dem beruflichen Lohnniveau oder dem Teilzeitanteil zusammenhängt. Die Ergebnisse dieser Analysen wurden genutzt, um den Einfluss dieser beruflichen Merkmale auf individuelle Geschlechterungleichheiten in Karriereverläufen zu untersuchen. Insgesamt fokussierte die erste Projektphase vorrangig auf nicht-monetäre Aspekte der Arbeitsmarktungleichheiten zwischen Frauen und Männern.
2. Projektphase
Die berufliche Geschlechtersegregation ist aber auch zentral in der Erklärung der geschlechtlichen Lohnlücke in Deutschland. Unklar war jedoch, warum in Frauenberufen geringere Löhne gezahlt werden: Ist es allein der Anteil an Frauen in einem Beruf, der dafür verantwortlich ist? Oder gibt es andere Merkmale von Berufen, die mit dem Frauenanteil zusammenhängen und die zentral für das Verständnis der Lohnlücke sind? Und wenn ja, wie hat sich der Einfluss unterschiedlicher Berufscharakteristika auf die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen während der letzten 30 Jahre verändert?
Um diese Fragen zu beantworten, untersuchten wir in der zweiten Projektphase, welche Bedeutung die geschlechtliche Differenzierung der Berufsstruktur in Deutschland für die Entwicklung der Lohnlücke seit Mitte der 1970er Jahre hat. Basis der Analysen war ein einzigartiger und innovativer Datensatz zu individuellen Löhnen im Lebensverlauf: Die NEPS Startkohorte 6 wurden mit Registerdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verlinkt und enthält dadurch zusätzlich sehr valide Lohn- und Firmeninformationen für die Erwerbsverläufe der Befragten. Zur Modellierung und Dekomposition der geschlechtlichen Lohnlücke wurden diesen Individualdaten die Informationen des in der ersten Projektphase generierten Berufspanels zugespielt und mit beruflichen Tätigkeitsprofilen angereichert.