Bildungsaspirationen von Zugewanderten und ihren Nachkommen im Bildungsverlauf
Ziel
Ziel des Vorhabens war es, die Entwicklung der Bildungsaspirationen von Migrantinnen und Migranten und ihren Nachkommen im Zeitverlauf zu beschreiben und zu erklären, warum in Zuwandererfamilien vergleichsweise hohe Bildungsaspirationen anzutreffen und welche typischen Muster und Verläufe zu erwarten sind.
Hintergrund
Hierzu wurden die in der Literatur genannten Argumente aufgegriffen und zusammengeführt. Im Mittelpunkt stand die Ausarbeitung der theoretischen Überlegungen mit Blick auf idealistische und realistische Aspirationen. Es wurde davon ausgegangen, dass hierfür unterschiedliche Modelle herangezogen werden können, die anschließend mit Blick auf die zugrunde liegenden Prozesse weiter spezifiziert wurden. Hierüber ließen sich differenzierte Vorhersagen beispielsweise für Entwicklungen der Aspirationen über die Zeit und im Bildungsverlauf ableiten.
Mit dem Vorhaben sollte in mehrfacher Hinsicht zu einer Erweiterung des Forschungsstandes beigetragen werden:
- Einbettung der Argumente in einen allgemeinen Theorierahmen
- Überprüfung der Möglichkeit sowohl idealistische als auch realistische Aspirationen theoretisch zu integrieren
- Explizite Auseinandersetzung mit den zugrunde liegenden Prozessen
- Direktere Erfassung der zentralen abhängigen Variablen ebenso wie der verschiedenen Modellparameter
- Strengere Testung der Überlegungen durch direkte Erfassung zentraler unabhängiger Variablen
- Betrachtung von Entwicklungsverläufen
Vorgehen
Die Überlegungen wurden mittels längsschnittlicher Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS; Blossfeld et al. 2011) geprüft. Der Analysefokus richtete sich auf die schulische Startkohorte 3, die in der 5. Klasse ansetzt und die Schülerinnen und Schüler durch die Sekundarstufe I und II begleitet.
Vorteil der NEPS-Daten zu Bearbeitung dieser Fragestellungen ist, dass die zentralen abhängigen Variablen detailliert und über mehrere Befragungswellen hinweg konsistent erfasst sowie durch bildungsetappenspezifische abhängige Variablen ergänzt wurden. Darüber hinaus wurden auch die zentralen unabhängigen Variablen sehr detailliert und teilweise über mehrere Befragungswellen hinweg gemessen. Das Potenzial dieser Konstrukte im NEPS wurde im Rahmen des Projektes ausführlich analysiert und dokumentiert und diese Informationen der Scientific Community zur Verfügung gestellt.
Publikationen
Schmaus, M., Olczyk, M., Neumeyer, S., & Will, G. (2024). High realistic aspirations – Do normative pressures overthrow rational calculations? Applying the model of frame selection to the educational aspirations of immigrant and majority students in Germany.
Rationality and Society,
36(1), 34-65.
https://doi.org/10.1177/10434631231208989
Schörner, K., & Bittmann, F. (2023). Children’s aspirations, their perceptions of parental aspirations, and parents’ factual aspirations - gaining insights into a complex world of interdependencies.
European Sociological Review. Advance online publication.
https://doi.org/10.1093/esr/jcad074
Neumeyer, S., Olczyk, M., Schmaus, M., & Will, G. (2022). Reducing or widening the gap? How the educational aspirations and expectations of Turkish and majority families develop during lower secondary education in Germany.
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,
74(2), 259–285.
https://doi.org/10.1007/s11577-022-00844-5
Horr, A., de Paiva Lareiro, C., & Will, G. (2020).
Messung wahrgenommener ethnischer Diskriminierung im Nationalen Bildungspanel (NEPS) (NEPS Survey Paper No. 68). Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, Nationales Bildungspanel.
https://doi.org/10.5157/NEPS:SP68:1.0
Olczyk, M., & Will, G. (2019).
Measuring knowledge about the German education system in NEPS (NEPS Survey Paper No. 56). Leibniz Institute for Educational Trajectories, National Educational Panel Study.
https://doi.org/10.5157/NEPS:SP56:1.0