Van der Velden diskutierte verschiedene Theorien zur der Rolle von Bildung: Theorien der sozialen Schließung, Theorien, die Bildung als positionelles Gut verstehen, und Theorien zu Bildung als Basis für produktive Fähigkeiten und Wissen. Dabei machte er deutlich, dass beispielsweise die Marktmachtheorie sowie die Reproduktionstheorie erste Erklärungen dafür liefern können, wie Bildung durch soziale Schließung den Arbeitsmarkterfolg beeinflusst. Nach diesen Ansätzen wird Bildung unter anderem dazu genutzt, den Zugang zu höheren Statuspositionen gesellschaftlich zu regulieren. Diese Ansätze weisen jedoch, so van der Velden, sowohl theoretisch als auch empirisch verschiedene Probleme auf, so dass sie als einziger oder dominanter Mechanismus eher ungeeignet sind.
Daher könnten Theorien, die Bildung als positionelles Gut betrachten, vielversprechender sein, um den Zusammenhang von Bildung und individuellem Arbeitsmarkterfolg erklären zu können. Diese Ansätze stellen vor allem darauf ab, dass Bildung als Proxy zur individuellen Einschätzung genereller Fähigkeiten und Lernfähigkeit herangezogen wird und darüber die Position eines Individuums auf dem Arbeitsmarkt bestimmt. Hier führte van der Velden die Screening- und die Labor Queue-Theorie an. Van der Velden beschrieb diesen Ansatz als einen starken, der in vielen Kontexten und für viele Länder funktioniere. Doch beispielsweise die Effekte beruflicher Ausbildung und Spezialisierung auf Einkommen und Arbeitsmarkterfolg lassen sich durch diese Theorien nicht zufriedenstellend erklären.
Die Defizite in diesen Ansätzen führten van der Velden zu der Überzeugung, dass die besten und überzeugendsten Argumente daher eher von Ansätzen herrühren, welche die Bedeutung von Bildung vorrangig mit der Entwicklung von Fähigkeiten und Wissen in Verbindung bringen (z.B. Skill-Formation Theorie und Humankapitaltheorie). Er begründete dies vor allem damit, dass diese Theorien es erlauben, Fähigkeiten und erworbenes Wissen theoretisch und empirisch mit dem individuellen Arbeitsmarkterfolg in Verbindung zu bringen. Auch wenn andere Fragen, beispielsweise welches Wissen und welche Fähigkeiten wirklich relevant sind und wie diese erhoben werden können, hier ungeklärt bleiben, versprechen diese Ansätze eine höhere Erklärungskraft als die zuvor genannten Theorien.
Dies stellt die Wissenschaft allerdings vor die Herausforderung, das Entstehen relevanter Fähigkeiten und Wissens zu untersuchen und messbar zu machen. Für die weitere Forschung bedeutet dies erstens, dass ein multidisziplinärer Ansatz notwendig ist, um herauszufinden, wie Fähigkeiten und Wissen erworben werden. Hier warb van der Velden für eine stärkere Berücksichtigung von Befunden der Neuropsychologie. So bedingen biologische Faktoren den Erwerb, aber auch den Verlust von Fähigkeiten, und der Erwerb bestimmter Fähigkeiten ist stark altersabhängig – hier nannte van der Velden die Fähigkeit zu Planung, Reflexion und Selbstregulation, die am besten im Alter zwischen 17 und 22 Jahren erworben werden kann. Auch der Einfluss familiärer, sozialer und persönlicher Faktoren auf den Fähigkeitserwerb sollte stärker berücksichtigt werden. Zweitens müssen Strategien der Messung relevanter Fähigkeiten und Wissen (weiter-)entwickelt werden. Obwohl es am besten wäre, Fähigkeiten und Wissen direkt im Arbeits- und Lebensalltag zu messen, ist dies in der Praxis nicht umsetzbar. Daher seien Tests, nicht aber Selbsteinschätzungen der Befragten, eine gute Alternative. Zur Erhebung der benötigten Fähigkeiten können statistische Schätzmethoden eingesetzt werden oder es könnten Analysen mithilfe von Berufsexperten durchgeführt werden. Drittens müsse, so van der Velden, die Längsschnittperspektive stärker adressiert werden, um langfristige Outcomes und Wirkungszusammenhänge identifizieren zu können.
Rolf van der Velden leitete mehrere (inter-)nationale Studien zum Übergang von der Schule in den Beruf, unter anderem das internationale REFLEX-Projekt. Derzeit ist er Koordinator der Netherlands Cohort Study on Education der Netherlands Initiative for Educational Research (NRO) und einer der Koordinatoren der PIAAC-Studie. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Bildung und Kompetenzentwicklung, der Übergang von der Ausbildung in den Beruf, die Wissensökonomie und die Nachfrage nach Kompetenzen im 21. Jahrhundert, Qualifikationsdefizite sowie der Erwerb und die Abnahme von Kompetenzen im Lebenslauf.
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