Daten und digitale Informationen sind Teil des Alltags. Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg will mit dem Projekt „Data Literacy“ herausfinden, wie leicht oder schwer Menschen der Umgang mit Daten und Informationen fällt und wie sich die dazugehörigen Fähigkeiten langfristig entwickeln. Mit dieser Studie werden erstmals repräsentative Erhebungen der digitalen und datenbezogene Kompetenzen der bundesdeutschen Bevölkerung durchgeführt. Dafür werden ab Mitte Oktober 2023 rund 11.000 Personen zwischen 10 und 69 Jahre alt in ganz Deutschland befragt. Diese wurden zufällig anhand der Einwohnermelderegister ausgewählt und stellen einen repräsentativen Durchschnitt der bundesdeutschen Bevölkerung dar.
Als „Datenkompetenz“ (Data Literacy) wird in der Bildungsforschung die Fähigkeit bezeichnet, digitale Daten und datenbezogene Informationen zielgerichtet zu nutzen und sicher mit ihnen umzugehen. Digitale und datenbezogene Kompetenzen sind unter anderem eine zentrale Voraussetzung für bürgerschaftliches Engagement und den mündigen Umgang mit eigenen und fremden Daten. Das Projekt „Data Literacy“ am LIfBi ist das erste deutschlandweit angelegte und repräsentative Projekt, das diese Fähigkeit zum einen in Form von Momentaufnahmen systematisch erfasst und zum anderen die Entwicklung der dazugehörigen Kompetenzen auch langfristig begleitet.
Alltagsnahe Aufgaben für die Teilnehmenden
Während des nun gestarteten Befragungszeitraums werden die Teilnehmenden für persönliche Interviews zu Hause besucht und gebeten, alltagsnahe Aufgaben an einem Laptop zu bearbeiten. Neben Aufgaben zu digitalen und datenbezogenen Kompetenzen enthält die Erhebung auch Fragen zur Selbsteinschätzung, zur Nutzung von Daten im Beruf und in der Freizeit und zum Interesse an digitalen und datenbezogenen Inhalten. Der Fragenkatalog und die Aufgaben wurden von Forschenden am LIfBi entwickelt und unter anderem in einer regionalen Entwicklungsstudie in Nordbayern mit rund 240 Teilnehmenden für den Praxiseinsatz getestet. Die Erhebungen laufen bis zum Frühjahr des kommenden Jahres.
Das LIfBi, das auch die Durchführung des Nationalen Bildungspanels (NEPS) – die größte Langzeit-Bildungsstudie in Deutschland – verantwortet, ist für das ambitionierte Großprojekt „Data Literacy“ gut gerüstet. „Wir greifen bei der inhaltlichen und praktischen Konzeption der Testverfahren, bei der Durchführung der Befragungen, dem Datenschutz und schließlich auch der Aufbereitung der Daten für die wissenschaftliche Nutzung auf unsere langjährigen Erfahrungen mit bundesweit und langjährig angelegten Großstudien zurück“, erläutert Prof. Dr. Cordula Artelt, Direktorin des LIfBi.
Momentaufnahme und Langzeitbetrachtung kombiniert
„Data Literacy“ ist nicht nur deshalb einzigartig, weil das Projekt erstmals repräsentativ für Deutschland die digitalen und datenbezogenen Kompetenzen der Bundesbevölkerung erhebt, sondern auch, weil das Projekt querschnittliche und längsschnittliche Forschungsansätze kombiniert. Dafür wird zum einen wiederholt eine repräsentative Zufallsstichprobe von Personen im Alter zwischen 10 und 69 Jahren befragt. So können im Sinne einer Momentaufnahme Aussagen zu den Kompetenzen der Menschen getroffen werden. Zum anderen werden dazu ergänzend Kinder im Alter von 11 bis 12 Jahren gezielt in den Blick genommen und mit einem längsschnittlichen Ansatz im zweijährigen Abstand befragt. Damit ist es möglich, Aussagen über die Entwicklung von digitalen und datenbezogenen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu machen und die individuellen Voraussetzungen zu verstehen. Im Laufe des jetzt gestarteten Befragungszeitraums werden beide Teilnehmendengruppen besucht.
Gefördert von Bund und EU
Das Großprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Datenstrategie der Bundesregierung und der Initiative Digitale Bildung gefördert und von der EU im Rahmen von NextGenerationEU finanziert. Die Förderung der Datenkompetenzen der Bevölkerung ist ein zentraler Baustein der Datenstrategie. Das Forschungsprojekt „Data Literacy“ wird aufzeigen, wie diese Kompetenzen in der Bevölkerung ausgeprägt sind, und kann dadurch unter anderem dabei helfen, zukünftig Lernangebote gezielt auf die Bedarfe der Bevölkerung abzustimmen.
Weitere Informationen
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