Soziale Herkunft bestimmt den Schulverlauf
Vergleicht man auf Basis der NEPS-Daten die Verläufe von Schülerinnen und Schülern mit niedrigem, mittlerem und hohem sozioökonomischem Status, prägt die soziale Herkunft nicht nur den Übergang auf die weiterführenden Schulen, sondern spielt auch für die weitere Schullaufbahn eine wichtige Rolle. Gegenüber Gleichaltrigen mit niedrigem Sozialstatus schlagen statushohe Schülerinnen und Schüler mit 79 % fast dreimal so häufig die Gymnasiallaufbahn ein und führen diese bis zum Ende des Sekundarbereichs fort. Bemerkenswert ist aber auch, dass 16 bzw. 13 % der Jugendlichen mit niedrigem und mittlerem Sozialstatus während oder nach dem Sekundarbereich I noch in einen höher qualifizierenden Bildungsgang wechseln.
Die NEPS-Daten zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler (81 %) einen geradlinigen Verlauf des Sekundarbereichs I an der Schule haben, an der sie auch gestartet sind. Kinder, die nach der Grundschule auf ein Gymnasium oder eine Realschule übergehen, revidieren diese Bildungsentscheidung deutlich seltener als an den übrigen Schularten. Immerhin aber wechseln 11 % der Hauptschülerinnen und -schüler in Richtung höher qualifizierender Schularten und/oder Bildungsgänge (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. D2)
Entwicklung der Mathe-Kompetenzen kann ein guter Indikator für Aufwärts- oder Abwärtsmobilität sein
Bei Realschülerinnen und -schülern zeigen die NEPS-Daten, dass bei gleichem Ausgangsniveau vor allem diejenigen ihre Schullaufbahn mit dem Besuch eines Gymnasiums fortsetzen, die zuvor größere Kompetenzfortschritte in Mathematik erzielten. Auch an Schulen mit zwei Bildungsgängen schließen vermehrt solche Jugendlichen einen höher qualifizierenden Bildungsgang an, die im Sekundarbereich I die größten Leistungsverbesserungen hatten. Umgekehrt verhält es sich bei der Abwärtsmobilität an Gymnasien: Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium vorzeitig in Richtung niedriger qualifizierender Schularten verlassen, starten und beenden den Sekundarbereich I mit schlechteren Leistungen in Mathematik als jene, die das Gymnasium ohne Wechsel durchlaufen. (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. D7)
Auch zwei Jahre nach dem Abschluss ist nicht jeder Jugendliche in beruflicher Ausbildung
Repräsentative Daten von Schulentlassenen der Jahrgangsstufen 9 und 10 zeigen, dass sich drei Monate nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule 52 % in einer dualen oder vollzeitschulischen Berufsausbildung befinden. Darüber hinaus sind 17 % der Schulentlassenen an Schulen gewechselt. Zudem befinden sich weitere 21 % in einer berufsvorbereitenden Maßnahme, rund 7 % sind ungelernt erwerbstätig, arbeitsuchend oder arbeitslos gemeldet. 3 % der Jugendlichen befinden sich in Elternzeit, im Militärdienst oder der weitere Bildungsverlauf konnte nicht nachvollzogen werden. 24 Monate nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule befinden sich 58 % der Jugendlichen in einer vollqualifizierenden Ausbildung. Gleichzeitig zeigen die Daten aber auch, dass zu diesem Zeitpunkt 30 % der Schulentlassenen noch nicht den Sprung in eine qualifizierte berufliche Ausbildung oder in ein anderes weiterführendes Bildungsangebot geschafft haben. (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. E4)
Sozialstrukturelle Merkmale bestimmen die Übergangsprozesse in die berufliche Ausbildung
Der schnelle Übergang in eine berufliche Ausbildung gelingt besser, je höher der schulische Schulabschluss ist: 34 % der Jugendlichen mit einfachem Hauptschulabschluss starten direkt nach Schulabschluss in die Ausbildung, bei Jugendlichen mit Mittlerem Abschluss sind es hingegen 56 %. Schulentlassene ohne Migrationshintergrund schaffen häufiger den nahtlosen Übergang ins duale System und sind seltener in instabilen Ausbildungsverläufen anzutreffen als Jugendliche mit Migrationshintergrund. Jugendliche mit hohem Status gehen häufiger in eine weiterführende (berufliche) Schule, um dort die Fachhochschulreife zu erlangen, münden andererseits jedoch seltener in eine betriebliche Ausbildung ein als statusniedrigere. (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. E4)
Defizite in den IT-Kompetenzen zum Studienbeginn und im fortgeschrittenen Studium
Ein Fünftel der später Studierenden erreicht am Ende der Schulzeit nicht das Basisniveau der IT-Kompetenzen, das bei Studienbeginn vorliegen sollte. Hier zeigen die NEPS-Daten, dass zwar nach den ersten drei Studienjahren ein deutlich höheres Kompetenzniveau festzustellen ist. Geht man jedoch davon aus, dass Informations-, Computer- und Technologie-bezogene Kompetenzen (ICT) auf höherem Niveau eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Studium sind, bleibt etwa die Hälfte der Studierenden hinter den Anforderungen zurück. (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. H5)
Geringe Fachwechsel bei Studierenden
Die Daten des NEPS weisen auf eine hohe Stabilität der Studienentscheidung hin: Nur 15 % der befragten Studierenden wechseln die Fachrichtung, und wenn sie einen Fachwechsel vornehmen, dann relativ früh nach Aufnahme des Studiums. An Universitäten ist die Wechselquote mit 20 % deutlich höher als an Fachhochschulen (8 %). In der Medizin kommt es kaum zu Wechseln und im Lehramt nur in wenigen Fällen. Die Wechsel erfolgen häufig von Fach- zu Lehramtsstudium sowie von den Natur- zu den Ingenieurwissenschaften. (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. F4)
Steigender Bildungstand von Kindern im Vergleich zu ihren Eltern
Betrachtet man anhand der NEPS-Daten den Bildungstand der Eltern und ihrer Kinder, so zeigt sich, dass Nachkommen im Alter von 30 Jahren einen höheren Abschluss erreicht haben als ihre Eltern: Sie verfügen häufiger über einen Hochschulabschluss, einen Fach- und Berufsakademie- oder Verwaltungshochschulabschluss. Der Großteil der 30-Jährigen (63 %) ist im direkten Vergleich mit ihren Eltern intergenerational bildungsmobil – sie erwerben entweder einen höheren oder aber einen niedrigeren Bildungsabschluss, wobei die Aufwärtsmobilität höher ist als die Abwärtsmobilität. (Quelle: Bildungsbericht 2020, Kap. I4)
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8. Nationaler Bildungsbericht: Bildung in Deutschland 2020 (PDF)