Studien erheben oft sehr persönliche Daten von ihren Teilnehmenden. Datenschutz ist deshalb ein sensibles Thema. Forschende könnten ihre Analysen jedoch erweitern, wenn sie die erhobenen Daten mit anderen Quellen (z.B. Behörden, soziale Netzwerke) verknüpfen. Dafür brauchen sie die Zustimmung der Befragten. Wie das gelingen kann, zeigte Prof. Annette Jäckle von der University of Essex bei der ersten LIfBi Lecture im Sommersemester.
„Understanding Society“ ist eine längsschnittliche Haushaltsbefragung in Großbritannien, bei der Teilnehmende zu ihren sozialen und finanziellen Hintergründen, ihren Einstellungen, ihrem Lebensstil, ihrer Gesundheit sowie zu Familie und Beruf Auskunft geben. Dies geschieht mittels persönlicher Interviews, Telefoninterviews und Online-Fragebögen. Wenn die Teilnehmenden zustimmen, werden ihre Antworten mit Daten aus anderen Quellen verknüpft. Dazu gehören z.B. Regierungsstellen und -behörden aber auch soziale Netzwerke.
Das Problem: Bei den Online-Befragungen fällt die Zustimmung zur Datenverknüpfung deutlich geringer aus. Die Befragten verstehen zudem die Hintergründe dieser Frage weniger gut. Wissenschaftler:innen der Universitäten Essex (UK), Michigan (US) und Konstanz (DE) – darunter auch Annette Jäckle als Principal Investigator – versuchten herauszufinden, warum das so ist und wie sich die Zustimmungsrate verbessern lässt.
Grundsätzlich fanden die Forschenden heraus, dass nur ein Drittel der Befragten die Entscheidung im Hinblick auf mögliche Konsequenzen der eigenen Antwort trifft. Die Antworten basieren stärker auf einem Bauchgefühl der Teilnehmenden, dem Vertrauen, das sie der Studie entgegenbringen oder ihren Gewohnheiten („Ich beantworte solche Fragen grundsätzlich mit Nein“).
Annette Jäckle berichtete, dass Teilnehmende, die online antworten, sich mehr Sorgen über Datenschutz und Datensicherheit machen. Sie beantworten die Fragen zur Einwilligung auch weniger gründlich. Den Befragten zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, helfe nicht unbedingt, resümierte Annette Jäckle. Besser sei es, die Informationen, die vermittelt werden sollen, in die Fragen zu integrieren.
Wer die Zustimmungsrate erhöhen will, sollte vor allem das Vertrauen in die Studie und die Organisationen stärken, mit denen die Daten geteilt werden sollen. Das kann schon mit kleinen Tricks gelingen, z.B. der Nutzung von Datenschutz-Siegeln. Oder durch eine persönliche Botschaft und ein Foto des Studienleiters im Kontext der Frage. Und: Oftmals hilft es auch, diejenigen, die nicht einwilligen in einem späteren Interview erneut zu fragen.
Die anschließende Diskussion zeigte, dass das Thema auch die Wissenschaftler:innen am LIfBi umtreibt. Bei Gesprächen rund um die LIfBi Lecture konnten sie weitere Impulse mit Prof. Jäckle austauschen.