Inwieweit hängt die Wahrnehmung von Bildungsangeboten von der sozialen Herkunft einer Person ab? Können sich soziale Bildungsungleichheiten dadurch verstärken? „Bildung und Raum“ ist seit den 1960er Jahren eine bedeutsame Forschungsperspektive in der Bildungsforschung, die – bedingt durch den demografischen Wandel – aktuell wieder an Relevanz gewinnt. Der direkte Einfluss von Angebotsstrukturen auf das Bildungsverhalten ist bisher jedoch nur begrenzt wissenschaftlich untersucht worden. Mit dem Projekt „BildungsLandschaft Oberfranken (BiLO)“ schließt das LIfBi diese Forschungslücke und nimmt dabei individuelle Bildungsentscheidungen über den gesamten Lebensverlauf hinweg in den Blick. Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Analysen wurden bereits 2018 veröffentlicht.
Seit dem 30. März 2020 stehen nun die aufbereiteten und dokumentierten Daten der Wissenschaftsgemeinschaft in anonymisierter Form über sogenannte Scientific-Use-Files (SUF) zur Verfügung. „Mit der Veröffentlichung unserer Forschungsdaten können nun alle interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten. Ich freue mich sehr auf weitere spannende Ergebnisse zu diesem hoch relevanten Thema“, so Dr. Michaela Sixt. Michaela Sixt ist neben Prof. Dr. Hans-Günther Roßbach und Prof. Dr. Michael Bayer Mitantragstellerin von BiLO, einem der größten Drittmittelprojekte am LIfBi. Im Juni 2017 übernahm sie die Projektleitung von Hans-Günther Roßbach.
Der BiLO-SUF enthält die anonymisierten Daten aus zwei Wellen einer Bevölkerungsbefragung mit über 8.500 Befragten und aus vier Befragungen von über 650 Anbietern aus den Bereichen frühkindliche Bildung, allgemein und beruflich bildende Schulen sowie kulturelle Bildung. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Datensatz zusätzlich 600 Millionen Distanzmaße enthält, die Entfernungen zwischen Wohnorten und Bildungsstandorten aus den genannten und weiteren Bereichen datenschutzkonform abbilden (Straßen- und Fußwege in Kilometern und Minuten).
Voraussetzung für die Nutzung der BiLO-Daten ist der Abschluss eines entsprechenden Vertrags. Weiterführende Informationen zum Studiendesign, zur Durchführung der Erhebungen sowie zu den Instrumenten, den Daten und den Zugangsoptionen sind auf der Webseite zusammengetragen.
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Interaktiver Atlas schafft Transparenz zur Bildungssituation in Oberfranken
Als erstes Ergebnis der Projektarbeit wurde im November 2016 der „Atlas BildungsLandschaft Oberfranken“ veröffentlicht. Er schafft gemeinsam mit dem interaktiven „webAtlas“, der im Frühjahr 2017 veröffentlicht wurde, Transparenz zur Bildungssituation in den Kreisen und kreisfreien Städten Oberfrankens. Mit diesem Atlas liegt erstmals eine umfassende Zusammenstellung relevanter und für das Bildungsmonitoring empfohlener Kennzahlen für Oberfranken vor. Allen Interessierten stehen damit die Ergebnisse zur Bildungssituation in Oberfranken aus Angebots- wie auch aus Nutzerperspektive kostenlos sowie visuell aufbereitet in interaktiver Form sowie als PDF zur Verfügung.
Das Projekt „BildungsLandschaft Oberfranken (BiLO)“ startete im Januar 2014 mit einer Laufzeit von fünf Jahren und konnte, gefördert von der Oberfrankenstiftung, zunächst kostenneutral bis März 2020 verlängert werden. Den finalen Abschluss der Arbeiten finanziert das LIfBi noch bis Ende September 2020.