Wie lässt sich Bildungsgerechtigkeit in Deutschland verbessern? Eine im Rahmen des am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) beheimateten Projekts ABBAUBAR veranstaltete Fachkonferenz im Juni 2024 beleuchtete die Herausforderungen und Lösungsansätze einer bedarfsorientierten Ressourcensteuerung für Schulen in sozial benachteiligten Gebieten. Diskutiert wurden unter anderem die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Bildungsressorts und der gravierende Personalmangel.
Unter dem Titel „Mehr Geld für arme Schulen? Umsetzung einer bedarfsgesteuerten Mittelzuweisung im bildungspolitischen Mehrebenensystem“ kamen am 6. und 7. Juni 2024 zahlreiche Bildungsexpert:innen zusammen, um über eine gerechtere Ressourcenverteilung im Bildungssystem zu diskutieren.
Startchancen-Programm
Im Mittelpunkt der Konferenz stand der Reformansatz einer bedarfsorientierten Ressourcensteuerung. Ziel dieser Maßnahme ist es, Schulen mit einem hohen Anteil an Schüler:innen aus sozial benachteiligten Familien zusätzliche Ressourcen wie Lehrerstellen, Schulsozialarbeiter:innen und Budgets zur Verfügung zu stellen. Diese Schulen sollen unter anderem durch kleinere Klassen und zusätzliche Sprachförderangebote eine bessere Förderung der Schüler:innen ermöglichen. Dieser Ansatz wird bereits von vielen Bundesländern und Kommunen umgesetzt und bildet die Grundlage für das im Schuljahr 2024/25 beginnende Startchancen-Programm des Bundes und der Länder.
Zusammenarbeit zwischen Ländern und Kommunen verbessern
Mit dem Ziel „Ungleiches ungleich zu behandeln“ gehen allerdings nicht nur Änderungen für die Schulen und den Unterricht einher. Auch die Bildungspolitik und -verwaltung sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber. Dazu bot die Konferenz neben Impulsvorträgen aus der Bildungsforschung auch verschiedene Austauschformate für und mit Vertreter:innen aus Bildungspolitik, -administration, -praxis und Zivilgesellschaft an. Ein zentrales Ergebnis der Konferenz war, dass die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bildungsressorts der Bundesländer und Kommunen verbessert werden müsse, um eine wirkungsvolle bedarfsgesteuerte Mittelzuweisung zu realisieren. Derzeit existiert vielerorts noch ein unabgestimmtes Nebeneinander unterschiedlicher Förderprogramme und Gestaltungsansätze.
Lösungen für den Personalmangel
Ein weiteres zentrales Thema war der gravierende Personalmangel, der dazu führen kann, dass zusätzlich zugewiesene Personalstellen unbesetzt bleiben und die Situation an Schulen in sozial schwieriger Lage weiter angespannt bleibt. Eine mögliche Lösung könnte die Abordnung von verbeamteten Gymnasiallehrkräften sein, was jedoch weitere Herausforderungen und Spannungen mit sich bringen kann. Eine weitere Alternative könnte die Neuausrichtung der Lehrer:innenausbildung sein, indem angehende Lehrkräfte vermehrt an Schulen in sozial schwieriger Lage eingesetzt werden, in der Hoffnung, dass diese Fachkräfte auch nach ihrer Ausbildungszeit an den Schulen verbleiben.
Organisiert wurde die mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanzierte Fachkonferenz vom Team des Verbundprojektes „ABBAUBAR“ (Abbau von Bildungsbarrieren durch bedarfsorientierte Ressourcensteuerung). Veranstaltungsort war das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Weitere Informationen zu den Vortragenden und dem Ablauf der Konferenz können dem finalen Programm entnommen werden (Link).
Mehr zum Projekt ABBAUBAR findet sich auf der Projektseite (Link).
Prof. Dr. Marcel Helbig im Interview mit "Campus Schulmanagement" (Link).
Dr. Norbert Sendzik im Deutschlandfunk (Link).