Die American Institutes for Research (AIR) mit rund 1.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind eine der weltweit größten und einflussreichsten sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen im Non-Profitbereich. David Osher, Vizepräsident und Fellow dieser Organisation, gab den Mitarbeitenden des LIfBi im Rahmen einer Präsentation zum Thema “Learning and Development Research Based on US Panel Surveys” einen methodologischen Einblick in seine Forschungsarbeit. Basierend auf einer Annahme der Konvergenz verschiedenartiger Professionen gelangte er zu dem Schluss, dass ein theoretischer Rahmen zur Beschreibung von Bildungsprozessen in der „Developmental System Theory“ zu finden sei. Dieser ermöglicht ideographische Analyseprozesse, die in der Verfolgung des Einzelfalls über die Zeit Faktoren identifizierbar machen, die jenseits von Mittelwerten das Gelingen oder Misslingen von Bildungsbiographien versteh- und vorhersagbar machen.
Sanjay Arora, ebenfalls Wissenschaftler der American Institutes for Research und Senior Data Scientist, griff in seinem Vortrag zum Thema “Using Longitudinal Data to Identify Leading Indicators of School and Student Performance” diesen Gedanken auf und verdeutlichte am Beispiel eines Schulleistungsindikators, welche Erklärungskraft in einem derartigen Modell vermutet werden kann.
In beiden Vorträgen appellierten die Bildungsforscher gestützt auf Erfahrungen aus dem US-Amerikanischen Kontext dafür, nicht vorschnell bei mangelhaften Leistungsdaten oder Kennzahlen in Aktionismus zu verfallen, sondern vielmehr die Daten mit der Agenda der Institutionen unter den herrschenden Rahmenbedingungen in Beziehung zu setzen: Wer das Richtige mit kurzfristig unbefriedigenden Ergebnissen tue, brauche mehr Zeit für Erfolg, wer das Falsche mit guten Ergebnissen unternehme, sollte beraten werden.
Darüber hinaus fanden im Rahmen des Gastaufenthalts intensive Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern zentraler Arbeitsbereiche des Nationalen Bildungspanels (NEPS) sowie am LIfBi durchgeführter Drittmittelprojekte statt. Sie ergaben so viele Anknüpfungspunkte, dass die Gäste ihre eigenen Ansätze in den Schaubildern des LIfBi zur theoretischen Verortung des NEPS verdeutlichen konnten.