Bei ihrem Gastvortrag skizzierte Weßling zunächst die theoretische bzw. empirische Bedeutung der unterschiedlichen Ebenen von Kontext(en) in Bezug auf unterschiedliche Fragestellungen. Konkret operationalisierte sie in ihren Analysen „Kontext“ u. a. als benachbarte Kreisgebiete (Nachbarkreise erster und zweiter Ordnung) sowie Städte in unterschiedlich großen Entfernungsradien zum Individuum. Die zwischen diesen Gebieten bzw. Radien variierenden Studierenden- und Arbeitslosenquoten gingen als Merkmale des Lebens- und Entscheidungskontexts in die Berechnungen ein.
Weßling arbeitete mit Analysen der retrospektiven Befragungsdaten der NEPS-Startkohorte 6 (Erwachsene bis 65 Jahre) in Kombination mit Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, des Statistischen Bundesamtes, der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie. Anhand dieser konnte sie zeigen, dass Kontextmerkmale wie die Anteile von Studierenden oder Arbeitslosen signifikant positiv mit dem Übergang an Gymnasium und Hochschule zusammenhängen.
Die Sichtbarkeit dieser Effekte hing jedoch davon ab, in welchem Entfernungsradius diese Kontextfaktoren zum Individuum liegen. Für das Individuum seien vorranging der täglich wahrnehm- und erreichbare räumliche Kontext (und dessen Merkmale) relevant. Ungünstige Opportunitätsstrukturen und Präferenzmuster im engeren Kontext ließen sich durch vorteilhaftere im etwas weiteren Kontext kompensieren, so Weßlings Annahme. Stützen konnte sie diese durch die Analyse u. a. von niederländischen Befragungsdaten zu Bildungsverhalten und Arbeitsmarkteintritt.